Dienstag, 22. April 2014

Ostern mit Electromusik

Jaja und da melde ich mich wieder, nach einem ereignisreichen Wochenende. Um erstmal im Voraus die Frage die mir so oft gestellt wurde einmal für die Allgemeinheit zu beantworten, nein in Panama habe ich keine vereinzelten Ferien sondern dafür 2 Monate von Dezember bis Februar frei. Der Grund warum ich so oft frei habe liegt an meiner Schule, letzte Woche hatten wir zum Beispiel eine Woche keine Schule aber deswegen auch offiziell keine Ferien, da ja der Rest von Panama ins Colegio gehen durfte. Also, wie schon erwähnt, ich hatte letzte Woche keine Schule und habe dann meine freie Zeit mit Freunden oder Zuhause verbracht. Es hieß, dass wir Donnerstagmorgen bis Sonntag wieder nach Volcan zu der Familie fuhren, bei der wir auch schon während der Feria übernachtet hatten. Das fand ich natürlich super, denn genau in dieser Familie lebt Nora jetzt, nachdem sie gewechselt hatte. Ganz spontan, wie die Panamesen nun mal sind, ging es dann schon Mittwochabend los. Ich hatte mich diesmal mit meinem ‚Zu viel Kleidung mitnehmen‘ – Syndrom zusammengerissen und kam, erstaunlicherweise und für mich extrem ungewöhnlich, nur mit 2 Taschen aus meinem Zimmer. Auch Nelson fragte erstaunt ob das alles wäre, was ich mitnehmen wolle. Da meine Gastschwester das Wochenende in David verbrachte, dachte ich mir erst mal wie super das wäre, ich habe die ganze Rückbank im Auto für mich und könnte gemütlich schlafen. Also nahm ich hoffnungsvoll Decke, Kissen und eine große Tasche mit nach vorne und breitete mich aus. 5 Minuten später stiegen in unseren mini 5-sitzer Oma, Opa und 2 Kinder ein. Ich ließ mir die Laune nicht verderben und nahm Kissen und Decke auf den Schoß, voller Hoffnung dass  sie ein paar Straßen später wieder aussteigen würden. Nach 20 Minuten schwitze ich schon ordentlich unter meinen Decken und Kissen, besonders weil wir uns ja die Enge Rückbank zu fünft teilen mussten. Als ich an der Tankstelle extrem zerknautscht und schweißgebadet aus dem Auto fiel und mal ganz vorsichtig nachfragte wie viel Zeit der Rest unserer Familie denn noch vor hatte, in unserem Auto zu verbringen und mir dann mitgeteilt wurde, dass wir alle zusammen nach David fuhren, fielen meine Mundwinkel. Das Erste was ich dann tat, war mein halbes Bett im Kofferraum zu verstauen und mein Handy mit meinen Kopfhörern aus meiner Tasche zu fischen. Von wegen angenehme Anreise. Also quetschte ich mich wieder zu dem Rest der Kompanie ins Auto. Sowas sollte verboten werden. Nach 3 Stunden hielten wir um zu essen. Nachdem ich meinen Fuß hinter meinem Kopf wieder nach vorne geholt hatte und ich wieder auseinander gefaltet war, hatte ich aber nur noch Hunger auf Schokolade. Ja okay, das habe ich immer aber in diesem Moment besonders. Dann ging es weiter und anstatt 2 Stunden fuhren wir 3 1/2, da mein Gastvater zu scheu war den Asbach Uralten Bus vor uns zu überholen der mit 20 km/h versuchte den Berg zu erklimmen. Irgendwann kamen wir dann mit viel Müh und Not an eine ‚Straße‘. Eigentlich war es ein Weg auf dem extrem viele Steine lagen, somit blieb der unterbau unseres schönen Flitzers alle 2 Meter an irgendeinem Felsbrocken hängen. Das Gesicht meines Gastvaters verzog sich mit jedem weitern quietschen und kratzen immer mehr. Irgendwann endete der Weg und wir kamen an ein Haus, für panamesische Verhältnisse normal groß und natürlich quietsch bunt angemalt. Vor diesem Haus saßen etwa 20 Personen um einen kleine Tisch und spielten Karten. Hier lebte, wie ich dann erfuhr, die Tante meiner Gastmutter, also die Schwester meines Gastopas der mitgereist war. Sie würden das Osterwochenende hier verbringen und wir unsere Nacht ebenfalls. Da mein Gastvater aber noch nicht einmal nachgefragt hatte, ob wir hier übernachten konnten fragte ich was wir tun würden wenn es nicht klappt. ‚Keine Ahnung‘ war die Antwort. Hier kommt man mit der deutschen Art immer einen ‚Plan B‘ zu haben nicht sonderlich weit. Ich bin zwar jetzt schon 2 Monate hier aber wie man so spontan und fast schon desinteressiert sein kann ist mir immer noch ein Rätsel. Zuerst mal bekamen wir etwas zu essen, typisch panamesisch natürlich Reis mit Bohnen und Hühnchen. Dieses Essen mag ich mittlerweile so gerne, das hätte ich mir nie erträumt. Reis könnte ich immer essen. Nachdem ich fast auf dem Stuhl einschlief, sprach meine Gastmutter mit ihrer Tante und diese überlies uns ihr Schlafzimmer. Gastfreundschaft pur! Ich bekam mein eigenes Bett in dem Zimmer und schlief, nachdem ich mich hingelegt hatte, auch gleich ein. Wurde jedoch am nächsten morgen schon um 7 von dem Krach und der unfassbaren Hitze geweckt. Von wegen Ventilator oder Klimaanlage. 57% der Menschen die gestern Karten gespielt hatten schliefen ebenfalls in dem Haus. Alle auf Matratzen auf dem Boden oder zusammen in kleinen Zimmern. Unfassbar wie die alle da rein passten. Nachdem es Frühstück gab und meine Sachen zusammengepackt waren und ich mich von der Tante, welche ein unglaublich süße und herzliche Art hat, und dem Rest der riesen Familie verabschiedet hatte und Nelson etliche Male gefragt hatte ob wir den Hundewelpen vielleicht nicht doch mitnehmen konnten, ging es los nach Volcan. Wieder den extrem steinigen Weg entlang und eine Stunde den Berg nach oben. Endlich kamen wir an und kurz darauf gab es auch gleich essen. Mit Nora lief ich dann noch zum Romero (so ähnlich wie der deutsche Edeka) und wir kauften uns Süßigkeiten und Kuchen. Diesen Abend verbrachten wir zuhause und gingen auch wieder ziemlich früh schlafen. Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück dann auch schon los und da Noras Familie gläubig ist, musste es am Karfreitag natürlich an irgendeinen Pilgerort gehen. Nach etwa 1 ½ Stunden fahrt kamen wir an, natürlich mit langen Hosen und Schulterbedeckung. Nur zur Erinnerung, Volcan ist der kälteste Ort und liegt in den Bergen, direkt darunter und nur 1 Stunde entfernt liegt David, der heißeste Ort Panamas. Also traf mich fast der Schlag als ich aus dem Auto stieg. Diese drückende Hitze und das in langen Hosen. Kurz darauf, als wir die hunderte Meter lange Schlange abgelaufen waren die vor der Kirche stand in die wir auch wollten, entschieden sie spontan wieder nach Hause zu fahren. Nora und ich regten uns darüber extrem auf, dass man so lange fahren musste nur um eine Statur anzufassen und davon auszugehen, dass keine anderen Menschen auf diese Idee kommen. Also ging es wieder zurück, aber nicht wie gedacht zurück nach Volcan, sondern an den Strand!! Das erste Mal für mich und Nora am Strand zu sein hier in Panama. Total begeistert zogen wir gleich unsere Schuhe aus und krempelten unsere Hosen hoch. Die 200 Meter Sand zum Strand wollten wir zwischen den Füßen spüren. Pure Dummheit. Schwarzer Sand und viel Sonne heißt? HEIß! Jaja liebe Sophia, die Brandblasen an deinen Füßen kommen nicht von ungefähr. Der Rest der Nation schaute ganz schön komisch als zwei schreiende weiße Mädels ins Wasser rannten. Aber das war traumhaft! Gleich wurde die Kamera rausgeholt und Bilder gemacht. Die Wellen waren ziemlich hoch und so wurden wir bis zum Bauchnabel nass. Als wir dann wieder so schnell wie möglich zurück rannten und unsere Familie uns mitteilte, dass wir eine Stunde hätten um trocken zu werden war noch alles gut. Doch als wir dann trocken waren, diese das aber nicht einsahen, mussten wir uns im Auto auf Plastiktüten setzten. Klar dass wir wieder klatschnass waren als wir aus dem Auto stiegen. Dieser Tag endete auch friedlich und früh. Doch der nächste Tag war etwas anders. Samstag morgen, ich stande gegen 9 Uhr auf, hieß es wir gehen heute baden. Super, ich habe immer und überall einen Bikini dabei aber ich dachte mir, es geht nach Volcan, da brauchst du keinen. Also musste ich in Hotpants und einem Crop Top gehen. War aber auch okay, da es ja sowieso nicht so extrem heiß war. Wir 6 quetschten uns in den 4-Sitzer von Noras Familie. Ein Jeep mit extrem großen Rädern, so ein Offroadauto eben oder auch ein rollender Käfig. Nelson setzte sich in den Kofferraum. Nach 10 Minuten fahrt auf einer normalen Straße ging es dann fast senkrecht einen Weg hinunter der fast nur aus riesigen Felsbrocken bestand. Offroad eben. So ging das 1 ½ Stunden lang und meine Genickschmerzen waren nicht zu beschreiben. Es schüttelte uns alle dauerhaft durch und Kopf und Körper flog nur so durch das Auto. War extrem cool so alleine, in einer Art Dschungel, links der extrem tiefe Abgrund und rechts eine Felswand und zwischendrin wir in unserem Jeep. Das arme Auto musste ganz schön was aushalten. Irgendwann kamen wir dann an einer Abzweigung an, an der nur Lebensmüde mit dem Auto freiwillig nach unten fuhren. Wir stiegen aus und gingen davon aus, dass Noras Vater das Auto irgendwohin parkte und wir den Rest liefen. Ja von wegen, wir liefen aber er fuhr hinunter. Mitten im Dschungel tat sich ein Fluß auf und links davon eine kleine Lagune. Wie wir erfuhren, scheinbar eine Heilquelle aus saurem Wasser mit naturellem Wirlpooleffekt. Das Wasser der quelle war sehr heiß und man brauchte etwas Zeit um hinein zu kommen. Nachdem wir dann 10 Minuten in dem Kochtopf verbracht hatten, ging es 10 Meter weiter in den 12 Grad kalten Fluss. So schnell wird man wach. Einfach rein in den Fluss und hinlegen. Jaja das war was. Das taten wir 3 Mal, immer abwechselnd, heiße Quelle, Fluss, heiße Quelle, Fluss. Darauf zog sich jeder um und es ging wieder zurück. Offroad war cool, nur etwas langwierig wenn man aufs Klo musste. Da machte das Geholper dann nicht mehr so viel Spaß. Am frühen Abend waren wir wieder Zuhause und nach dem Essen nahmen Nora und ich uns etwas Zeit mal über alles zu reden. War sehr nötig und nach einem Spaziergang und neuem Vorrat an Süßigkeiten ging es uns dann auch wieder besser. Das Gespräch führten wir auf meinem Bett im Obergeschoss weiter. Nur als Nebeninfo für das Folgende, Noras Musikstil ist Drum and Bass, meine eher Electro und House. Gegenüber von dem Haus, in dem wir schliefen, befand sich eine halb abgerissene Lagerhalle mit einem riesigen Platz davor, der Treffpunkt einer Sekte. So, das nur zum Verständnis. Gegen 10 Uhr am Samstagabend fuhren ein paar Autos auf den Platz und ließen laute Electomusik aus den Autos laufen. Fand ich natürlich super, Nora nicht so. Aber als immer mehr Autos auf den Platz fuhren und jeder seine eigene Musik laufen lies war das nicht mehr so super. Das war keine Musik mehr sondern einfach nur noch Krach. Furchtbar nerviger Krach. Also gingen wir nach unten und baten Noras Vater die Polizei zu rufen denn mittlerweile war Mitternacht und wir waren echt müde. Noras Vater hatte vorgesorgt und saß mit Ohrstöpsel da. Aber der Knüller kam erst. Er rief bei der Polizei an und was war der Kommentar? ‚Wir schauen am Montag was wir tun können.‘ Was?! In Deutschland kommt wegen jedem kleinen Krach die Polizei und hier interessiert das keinen wenn 30 Autos die Nachbarschaft auf Trap halten. Mein Bett bewegte sich zu dem Beat der vielen verschiedenen Musikrichtungen. Gegen 4 Uhr war die Musik immer noch genauso laut aber ich schlief durch hinzufügen meiner eigenen Musik endlich ein. Um 9 Uhr wachte ich auf und langsam fuhren die Autos von dem Platz. Ich packte wieder meine Sachen und um 12 Uhr ging es dann ab nach David um die Großeltern abzuholen und wieder zurück nach Changuinola zu fahren, denn Montag war ja wieder Schule. Wir holten dann schlussendlich nicht nur die Großeltern ab sondern auch 3 Kinder. Das hieß diesmal wir mussten uns die 3-Sitzer Rückbank zu 6t teilen. Unglaublich heiß das 6 Stunden durchzuhalten, ich natürlich wieder in langen Hosen. Sonntagabend kamen wir dann gegen halb 6 Zuhause an. Das war mein Osterwochenende!
 
Nom Nom Patacones mit Würstchen

Bei Tantchen auf der Terasse

Strand

Wellen, ach so schön

Selfmade Terasse

Lieblingssaft

Lieber mit dem Fahrrad zum Strand also mit dem Auto zur Schule

Ein kleines Paradies

Naturlagune

Das erste Mal im Dschungel

Wollte ihne mitnehmen

Eiskalter Fluss



- Bis bald, Sophia




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